erinnerte wunden
„das neue und immer neueste beherrscht die sich globalisierenden märkte ohne erinnerung. altes und älteres rafft die furie des verschwindens weg. die letzten zeitzeugen sterben aus und hinterlassen eine leere. blinde flecken des erlebens. die rekonstruktionen von zeitgeschichtlern entbehren nicht nur der breitenwirkung, sondern auch der intensität gelebter erfahrung. wären da nicht jene verwundeten orte, diese produktionsanlagen des alltäglichen schreckens, mit ihrem erkalteten aushauch des todes. wären da nicht jene gruppen von menschen, welche die wunden erinnern. und jener gesetzliche rahmen, der gewisse umtriebe verbietet und der erinnerungsarbeit summen garantiert, ohne die heute nichts mehr zu bewegen ist, es schlösse sich die gegenwart wie die oberfläche eines gewässers. nur mehr spiegelnd, was von plakatflächen und bildschirmen in die wahrnehmung der zeitgenossen knallt.
das eilige verwischen der spuren in den nachkriegsjahren, jener angestrengte wiederaufbau, diese erfolgsgeschichte und wirtschaftswunderlichkeit hinterlassen uns heutigen die aufgaben einer spurensuche: den rückbau des zugebauten, das abkratzen des zugekleisterten. frei zu legen ist vielerorts das menetekel des 20. jahrhunderts. damit nachgeborene nicht diesen schrecklichen vereinfachungen und missverständnissen erliegen und ihre berechtigte kritik inmitten von verwahrlosenden wohlstandsgesellschaften mit symbolen drapieren, deren verweise schon einmal nur katastrophales anzogen. aus dem schatten der kriegerdenkmäler werden nun denkmäler des widerstandes und solche für helden der abrüstung treten. kollektives erinnern benötigt rituelle begehungen und begegnungen. zeremonien der vergegenwärtigung. des er-innerns. damit der kern historischen bewusstseins nicht taub und hohl wird, bedarf es stets neuer versuche zum erleben vorzudringen. wenn kunst noch die fähigkeit zur erschütterung und zur sammlung der verstreuten aufbringt, so mag auch künstlerisch gestaltetes gedenken sinnvoll sein. gemeinsames trauern um individuelle und kollektive verluste bewirken. und jenes NIE WIEDER zu übersetzen in die sprache gegenwärtiger zwänge und notwendigen widerstandes. das bleibt zu versuchen.“ (aramis)
im rahmen der reihe „ERINNERTE WUNDEN“ finden regelmäßig gedenk-veranstaltungen und kunstprojekte (siehe “veranstaltungen”) statt.
in kooperation mit dem „österreichischen mauthausenkomitee“, das ein breiteres bewusstsein dafür schaffen will, dass neben dem KZ mauthausen noch rund 50 andere KZ nebenlager existierten, bieten wir für schulklassen und jugendgruppen spezielle programme zum thema erinnerungsarbeit und zivilcourage in den gedenkräumen des ANDEREN heimatmuseum an.
für schulklassen empfiehlt sich die vorbereitung durch projektunterricht.
diskussionsmöglichkeiten an ort und stelle sind gegeben.